Warum die Ausstellung?
Die Ausstellung von Christoph Schwarz -Lehrer in Freiburg- zeigt Andenken und die Familienbilder der Kinder, die
aus unseren Familienalben stammen könnten. Es sind Bilder, die das
Lächeln der Kindheit, die unbeschwerte Jugend illustrieren. Jedoch
trügt der Schein. Oft endet das Leben durch einen einzigen Befehl.
Marion
Abraham, geboren am 15.1.1925 in Freiburg wurde am 20. Juli 1942 im
Alter von 17 Jahren aus Frankreich mit dem Transport Nr. 8 nach
Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihr Schicksal steht
stellvertretend für die 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche, darunter
Tausende jüdische, Sinti und Roma, die in den Vernichtungslagern des
nationalsozialistischen Regimes ermordet wurden. Die allermeisten
deportierten Kinder und Jugendliche überlebten die Vernichtungslager
nicht. Für die Fahrt in den Tod mussten die Opfer pro Bahnkilometer
vier Reichspfennige und die Kinder die Hälfte zahlen. In der
Ausstellung werden auf Text- und Bildtafeln viele Einzelschicksale
dieser Kinder und Jugendlichen herausgehoben. Abstrakten Opferzahlen
werden hier konkrete Lebensläufe gegenübergestellt, die den täglichen
Repressalien und Diskriminierungen des NS-Regimes ausgesetzt waren.
Häufig sind Jugendliche mit rein wissenschaftlichen Abhandlungen
über die NS-Zeit überfordert und können kaum die
Mechanismen, die zu Völkermord und Antisemitismus geführt
haben, im herkömmlichen Geschichtsunterricht erkennen, geschweige
denn nachempfinden. Im "normalen" Geschichtsunterricht gelingt es kaum
emotionale Identifikation mit den Opfern herzustellen, weil die
Verbrechen der Nationalsozialisten selten durch Biographien der Opfer
personalisiert werden. Im Gegenteil: Oft konzentriert sich der
Geschichtsunterricht auf reine Vermittlung von Fakten und verhindert
dadurch auch eine Einfühlung in die Lage der Opfer. Dabei bilden
Empathie und Identifikation mit den Opfern die Grundlage für die
Erinnerungsarbeit.
Die Biographien der Kinder sind kurz: ihr Leben war kurz. Viele von ihnen wurden in Auschwitz ermordet.
Die Photos der Kinder, die kurzen Lebensläufe, lösen tiefe
Beklemmungen aus. Wir fragen uns: Wie hat es geschehen können? Wie
war es möglich, dass eine große Mehrheit in der Gesellschaft
die Verfolgung, die Deportation, die totale Inhumanität und sogar
die Ermordung von Kindern einfach hinnahm?
Unweigerlich lösen die Bilder bei uns Betroffenheit aus. Jedoch genügen Emotionen nicht, um die Parolen von Neonazis und deren Lügenbilder zu entlarven. Hierfür ist gesichertes Wissen über das Dritte Reich notwendig. Diese Ausstellung vermittelt historische Fakten, die in den einzelnen Biografien als auch in der Verfolgungsgeschichte der jüdischen und Sinti- und Roma-Bevölkerung eingearbeitet sind. Betroffenheit in Verbindung mit Wissen ist ein Gegenmittel gegen Rechtsextremismus.
"Geben Sie weiter, was Sie über Verfolgung, Krieg und den staatlich angeordneten millionenfachen Mord an
unschuldigen Menschen gelesen haben!...Prägen Sie sich den Namen eines einzigen Opfers ein und übernehmen Sie damit eine Art ideeller Patenschaft des Gedenkens."
Paul Spiegel
Im Sinne von Paul Spiegel wünsche ich mir, dass Sie sich den
Namen eines Opfers einprägen. Bitte fragen Sie sich
selbst nach dem Betrachten der Ausstellung, für welchen Namen Sie sich entschieden haben! Ich wünsche Ihnen
eine intensive Auseinandersetzung mit der Ausstellung.
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