Kurt S. Maier
wurde am 4. Mai 1930 als jüngster Sohn des Kippenheimer Kaufmanns
Siegfried Maier (1897-1958) und seiner Frau Charlotte (1902-1979)
geboren. Am 22. Oktober 1940 wurde die Familie Maier von Kippenheim
nach Gurs deportiert. Robert Krais konnte von der Deportation sogar
Bilder ausfindig machen, die den Abtransport für die Deportation
dokumentieren. Auf einem Bild ist sogar Kurt Maier im Alter von zehn
Jahren zu sehen. Kurt Maier schreibt zu den Bildern:
Abtransport der Familie Maier nach Gurs. Der kleine Junge auf dem Bild ist Kurt Maier.
"...Nach 55 Jahren kommen mir diese Photographien wie ein Traum vor.
Ich möchte dabei einige Sachen aufklären. Die Personen auf
dem Bild der Familie Maier sind von rechts nach links mein Vater
Siegfried Maier, Kurt Maier (10 Jahre alt), mein Großvater
Hermann Auerbacher (er konnte kein Gepäck tragen, denn er litt an
einem Schlaganfall) und seine Frau, meine Großmutter Sofie
Auerbacher. Meine Mutter Charlotte Maier und mein Bruder Heinz sind
nicht auf dem Bild. Als es meinen Eltern befohlen wurde, sich in
wenigen Stunden reisebereit zu machen, haben sie ein Taxi nach Freiburg
geschickt, um meinen Bruder und mich abzuholen. Wir besuchten damals
die jüdische Schule in Freiburg, denn nach der Kristallnacht
wurden wir von der Volksschule in Kippenheim ausgewiesen. Ich kann mich
nicht mehr an die Soldaten auf dem Bild erinnern.In meinem
Gedächtnis ist nur das Bild aufdem Bahnsteig in Offenburg, wo wir
auf einen Zug nach Frankreich umgeladen wurden. Ich habe aber noch die
SS- und Wehrmachtsoffiziere auf dem Zug in Erinnerung. Ein Offizier
sagte meinem Vater: "Nehmen Sie Ihre Frontkämpferabzeichen ab.Es
nützt Ihnen nichts!"
Über die Erfahrungen aus dem KZ Gurs berichtet Kurt Maier:
"...Gurs war ein Ort der Geräusche: von ständigem Regen, der
auf die Dächer prasselte, von Ratten, die nachts über die
Menschen kletterten. Es war ein Ort der Gerüche: von Latrinen und
Schlamm vom Regen. Es war ein Ort, an dem alles grau war: die
Wände, der Himmel.Selbst der Morast war grau. Wie die Gesichter
der Menschen. Man fühlte ständig Angst im Magen. Aber sie
füllte wenigstens die Leere vom Hungern. Man spürte auch die
Kälte.Man schlief im Mantel. Der Nachtwind machte ihn steif wie
ein Laken aus Stein. Ich erkrankte im Lager an Diphterie. Man brachte
mich in die Krankenbaracke. Im Bett rechts neben mir lag eine
Filmschauspielerin. Vielleicht träumte sie davon, in den Westen zu
fahren. Aber ich fürchte, man brachte sie in den Osten..."
1941 gelang der Familie Maier die Emigration über Marseille und Casablanca in die USA.