Familie Spindler
Familie Spindler um 1932 (Foto Familie Spindler)
Die
Sinti-Familie Spindler war Anfang der 20er bis Mitte der 30er Jahre
unterwegs. In den kalten Wintermonaten hielten sie sich in Herbolzheim
auf. Peter Spindler (geb. 3. Oktober 1885 in Endersbach) verdiente als
Korbmacher und später als Klein- und Altmaterialhändler den
Lebensunterhalt für seine 14-köpfige Familie. In Thron
heiratete er 1917 Johanna Winter (geb. 5. Juni 1892 in Frohn-stetten
bei Meßkirch).
Am 5. Juni 1934 wurden die Spindlers durch die Behörden dazu
gezwungen, in Herbolzheim einen festen Wohnsitz zu nehmen
(Herbolzheimer Blätter, 2003. S. 69). Durch diese
administrative Willkür wurden sie ihrer persönlichen Freiheit
und beruflichen Existenz beraubt; denn als Klein- und
Altmaterialhändler konnte man durch Reisen entsprechend Geld
verdienen. Durch das Reiseverbot wurde die Familie zu
Sozialhilfeempfängern. Sie erhielt vom Bezirksfürsorgeverband
Kartoffeln im Wert von 5 Reichsmark pro Monat. (Herbolzheimer
Blätter, 2003. S. 73)
Immer wieder wurde die Familie in Herbolzheim durch Razzien heimgesucht
wie im November 1935. (Herbolzheimer Blätter, 2003. S. 69)
Durch die Verkündung der Nürnberger Rassengesetze wurde die
Verfolgung von Sinti und Roma legalisiert. Durch die Mitarbeiter des
Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, dessen Leiter der
„Erbbiologe“ Eugen Fischer war, wurde die Familie
„rassenbiologisch und erkennungsdienstlich“ erfasst.
Genaue bürokratische Vorbereitung der Deportation
(Dokument Staatsarchiv Freiburg, Bestand G12/2, Nr. 240)
Der Herbolzheimer
Bürgermeister Rupp bezeichnete in einem Brief am 5. August 1942
Familie Spindler als „Landplage“, denn sie würde wegen
„fortwährender Bettelei und Diebstählen“
auffallen. Weiter geht aus dem Brief hervor, dass der Familie jegliche
Möglichkeit für den Handel mit Alteisen verboten wurde, denn
im „Alteisen“ seien „derartige Elemente“
unerwünscht.
Der Bürgermeister stellte mehrere Anträge zur Sterilisation
der Familie, in der er auch die „Klärung der
Zigeunerfrage“ sah. Jedoch führte diese Maßnahme nicht
zum „erwünschten Erfolg“, deshalb beantragte er die
„Wegnahme der Zigeunerfamilie Spindler“ beim
„Hauptsicherheitsamt“ Berlin. Seinem Antrag wurde ein Jahr
später entsprochen. Peter Spindler wurde erzählt, dass er im
Osten ein kleines landwirtschaftliches Gut zugewiesen bekäme, wenn
er freiwillig die Reise nach Auschwitz antreten würde
(Herbolzheimer Blätter, 2003. S. 71).
Auf Betreiben des Bürgermeisters wurde die Familie
schließlich am 24. März 1943 nach Auschwitz-Birkenau
deportiert, von der 14-köpfigen Familie wurden 11 Mitglieder
ermordet. Nur die beiden Söhne Franz und Lorenz überlebten in
verschiedenen KZs.
Paula Spindler um 1933, in Auschwitz ermordet
Lorenz um 1933, überlebte im KZ Buchenwald
(Foto Familie Spindler)
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