Franz Spindler
Franz Spindler als junger Mann
Franz Spinder um 1933
(Foto Familie Spindler).
Im
Morgengrauen des 24. März 1943 umzingelten zwölf Polizisten
die alte Ziegelei in der Rheinhausener Straße in Herbolzheim:
„Als wir wach wurden, waren überall Polizisten”,
erinnerte sich Franz Spindler, damals 16 Jahre.
„Machen Sie keinen
Aufruhr”, forderten die Polizisten Vater Peter Spindler auf und
versprachen, dass er in Oberschlesien ein kleines Siedlungshaus und ein
Stück Land bekommen würde, wovon er sich ernähren
könne (Badische Zeitung vom 03.04.1997), obwohl sie genau
wussten, dass die ganze Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert
werden sollte.
Der jüngere Bruder
Lorenz Spindler war sogar Mitglied der Hitlerjugend. Auch Franz
Spindler hat bei den Geländeübungen mitgemacht. Mitten in der
Nacht haben sie aufstehen müssen, um bei der HJ-Ausbildung nichts
zu versäumen. Bis die Mutter die beiden Söhne eines Tages
nicht mehr hat gehen lassen; ihr waren die mitternächtlichen
Aktionen nicht mehr geheuer. Mit der Zeit bekam auch Franz Spindler die
Folgen des Rassenwahns zu spüren. „Manchmal sind Kinder
hinter uns her und haben mit Steinen geworfen. Dazu haben sie
geschrieen: ‚Zigeuner, Zigeuner, Zigeuner!‘ Besonders
geärgert hat sich Franz Spindler über angebliche Freunde, die
bei ihnen daheim zu Mittag gegessen haben. „Aber wenn du ihnen
draußen begegnet bist, haben sie die Straßenseite
gewechselt.” (Badische Zeitung vom 03.04.1997)
Franz Spindlers KZ-Tätowierung: Z-5383 (Foto Reinhold Hämmerle)
Franz Spindlers Lagerausweis im KZ Buchenwald (Foto Reinhold Hämmerle)
Am 24. März 1943
pünktlich um 16.41 Uhr verließ der Deportationszug der
Deutschen Reichsbahn den Bahnhof in Herbolzheim mit den Ziel
Auschwitz-Birkenau. In Auschwitz wurden die Frauen und Männer
getrennt. „Da hatten wir keinen Namen mehr. Wir waren nur noch
eine Nummer“, erinnert sich Franz Spindler. Er bekam die Nummer
Z-5383 in den Arm tätowiert. Nach der Auflösung des
Zigeunerlagers in Auschwitz am 2. August 1944 kam er gemeinsam mit
seinem Bruder Lorenz ins KZ Buchenwald. In Buchenwald berichtet ihm ein
Mithäftling über das KZ Auschwitz: „Die haben die
kleinen Kinder an den Beinen genommen und gegen die Wand
geschlagen.“ Als er von der Ermordung seiner Geschwister
hörte, überlegten sein Bruder und er, sich das Leben zu
nehmen:
Damals,
als wir vom Tod unserer ganzen Familie erfahren hatten, haben wir
gedacht, am Ende bringen sie uns doch in den Ofen. Da waren wir kurz
davor, an den Draht zu gehen. (Badische Zeitung vom 03.04.1997)
Ein Berührung mit
dem elektrisch geladenen Draht bedeutete den sicheren Tod. Franz und
sein Bruder Lorenz Spindler überlebten den Holocaust. Für ihn
war es schwer, mit der Vergangenheit und dem Schicksal seiner Familie
fertig zu werden:
Ich habe jahrelang
nachts geweint, wenn ich aufgewacht bin und zurückgedacht habe an
meine Geschwister, meine Eltern, wie sie ermordet worden sind. Erst
monatelang gepeinigt und dann der Tod. Furchtbar. (Badische Zeitung vom
03.04.1997)
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